2014 war für mich, Phillip Kasüske, ein extrem lehrreiches Jahr. Ich habe viele meiner Ziele erreicht und meine Erwartungen manchmal sogar übertroffen. Jetzt möchte ich einmal aus meiner Sicht beschreiben, was in dem vergangenen Jahr alles so geschehen ist.
Am Anfang des Jahres, in der ersten Januar Woche, stand ein Trainingslager mit allen deutschen Kaderseglern auf dem Plan. Eigentlich sollten wir am Rabenberg hauptsächlich auf Langlaufski unterwegs sein, was aufgrund des Schneemangels nicht möglich war. Also mussten wir Gewichte durch den Wald tragen, laufen oder wandern und einige Kraft- und Koordinationstrainings in der Halle absolvieren. Es wurden auch viele theoretische und organisatorische Dinge besprochen, sodass wir am Ende doch alle einen recht anständigen Trainingseinstand in das Jahr 2014 hatten.
Das Segeln begann erst im Februar an der Cotè d’Azur anlässlich zur Semaine Internationale De Cannes, meiner ersten internationalen Finn Regatta. Dies bedeutete, sich zum Einstieg erst einmal einen Ruf im internationalen Finnfeld zu erarbeiten. Trotz eines Mastschadens bereits am ersten Tag, konnte ich die Regatta auf Platz 16 von 56 Teilnehmern ganz anständig beenden. Damit war für die anderen Finnsegler klar, dass die „Neuen“ aus Deutschland nicht zu unterschätzen sind.
Die eigentliche Saisonvorbereitung fand nach unserem Einstieg in Cannes auf Mallorca statt, dort trainierten wir mit kleinen Pausen ab Mitte Februar bis zum Weltcup Anfang April. Durch die vielen Wasserstunden, abwechslungsreiches Training mit den Dänen und abschließenden Tageswettfahrten mit zahlreichen Finnseglern machten sich große Fortschritte bemerkbar. Als Abschluss der Vorbereitung stand der Weltcup an, wo wir uns erstmals mit allen Top Finn-Seglern der Welt messen konnten. Als bester Deutscher, mit Platz 46 von 92 Teilnehmern beendete ich die Regatta, um einige Erfahrungen reicher. Der erste Höhepunkt des Jahres erfolgte 3 Wochen später in La Rochelle. Nach ein paar Trainingstagen in Kiel reisten wir bereits Ende April an die Atlantikküste Frankreichs um dort nach kurzem Training in die Europameisterschaft zu starten. Bei verschiedensten Segelbedingungen hatte ich einen erstaunlich guten Einstieg, sodass ich zwischenzeitlich sogar auf dem 12. Platz lag, nachlassende Kräfte und Konzentration beförderten mich jedoch schlussendlich auf den 34. Gesamtrang von 101 Teilnehmern. Zugleich wurde ich damit in der Juniorenwertung 5. weltweit und 3. Europäer. Mein Ziel, die Top 35 zu erreichen, hatte ich damit zwar erreicht, aber dennoch war meine Leistung insbesondere zum Ende hin stark ausbaufähig. Mit dem Resultat hatte ich das Kriterium für den C-Kader eingefahren und damit doch schon eine große Hürde in der Saison überwunden.
Eine Woche später ging es nach Medemblik zum Eurosaf Champions Sailing Cup. Unter der zwar kleinen Teilnehmeranzahl, ging aber unter anderem Peter Jan Postma, Olympiavierter von London an den Start. Ich hielt das für eine ziemlich gute Möglichkeit mir unter Regattabedingungen in einem kleinen Feld die ein oder andere Sache abzugucken. Dieser Plan ging nicht ganz auf, da ich überraschenderweise direkt die ersten beiden Rennen gewann und sich folglich ein gewisser Ehrgeiz formte weiterhin auf dieser Position zu verbleiben. Aber Postma holte immer mehr auf und so gingen wir punktgleich in das Medal-Race, in welchem die ersten 10 Boote der Gesamtwertung gegeneinander segeln. Wir segelten in unbeständigen Winden direkt unter Land, nach der ersten Kreuz lag ich in Führung, gefolgt von Postma und es wurde für alle Zuschauer ein sehr spannendes Rennen. Am Ende behielt ich die Nerven und gewann knapp das Medalrace und somit die Gesamtwertung der Regatta. An Land folgten zahlreiche Interviews und sogar Autogrammanfragen von kleinen Jungs, was ich ziemlich skurril fand, da mich eigentlich keiner kannte und ich bis dahin kein ganzes Jahr Finn segelte. Müsste ich eine Regatta küren, wäre diese mit Sicherheit mein Highlight der Saison 2014.
Genau einen Monat später fand unsere „Heimregatta“, die Kieler Woche statt. Es waren 38 Finns am Start und für mich lief die Regatta nicht optimal. Mit jeder Menge unnötiger Fehler verbaute ich mir die Möglichkeit zur Teilnahme am Medalrace und wurde 11. Damit war ich natürlich absolut nicht zufrieden, dennoch reichte der 11.Platz um die Gesamtwertung der EUROSAF Regattaserie zu gewinnen. Da ich einer der wenigen war, die an 2 der 4 Eurosaf Events teilnahm, gewann ich diese Wertung. „EUROSAF Gesamtsieger Finn“ hört sich aber trotzdem ganz gut an.
Die nächste Regatta war die Junioren Weltmeisterschaft in Hoorn, Holland. Mein Ziel war es Top 3 zu fahren und aufgrund der EM Platzierung machte ich mir auch gute Hoffnungen, dass ich das schaffen würde. Es kam natürlich ganz anders und die JWM wurde meine schlechteste Regatta 2014 und wenn es schon schlecht läuft, dann richtig.
30 Grad Winddreher gehörten teils zur Tagesordnung, ohne Bekanntmachungen verlegte Kurse, Zeitabstände von 10 Minuten zwischen einzelnen Platzierungen und einmal erreichte die Hälfte des Feldes sogar das Zeitlimit nicht. Die Wettfahrtleitung schien das nicht sonderlich zu jucken, ich verlor 2 Proteste und wurde zur Krönung noch disqualifiziert. Da ich auch nicht gerade gut gesegelt bin, wurde ich am Ende nur 12. von 32 Startern. Abhaken und weiter machen.
Im Juni stand dann die Travemünder Woche auf dem Programm, welche ich auf Platz 3 von 34 Teilnehmern beendete. Dazu ist zu erwähnen, dass wir nur an 2 von 4 Tagen segeln konnten, da es an 2 Tagen unmöglich war wegen der hohen Wellen von der ungeschützten Rampe abzulegen. Diese Regatta war für mich jedoch nur als Trainingsregatta gedacht, da für Juli und August keine weiteren Regatten auf dem Plan standen.
Mitte August ging es nach Santander, Spanien um für die ISAF Weltmeisterschaft zu trainieren. Dort wurden für alle olympischen Bootsklassen 50 % der Nationen-Startplätze für die Olympischen Spiele 2016 vergeben. Das heißt in der Bootsklasse Finn bestand für 11 Segler die Möglichkeit ihr Land für Rio 2016 zu qualifizieren. Vom 14.9. bis zum 21.9. fand die WM statt. Es herrschten sehr komplizierte Bedingungen, zu wenig Wind, zu instabile Winde und zu viel Wind. Nach 5 Rennen wurde das Feld in Gold und Silber Gruppe eingeteilt und ich kam als 39.,als letzter der ersten Hälfte gerade noch ins Goldfleet. So hatte ich mein Ziel in die erste Hälfte zu segeln erreicht, wollte allerdings noch einige im Goldfleet überholen. Schlussendlich blieb ich 39., da in jedem der folgenden Rennen irgendetwas schief ging. Mit meinem erreichten Ergebnis bin ich trotzdem sehr zufrieden, da ich denke, dass ich nach genau einem Jahr im Finn zumindest den Anschluss an die Weltspitze gefunden habe.
Die abschließende Regatta des Jahres war die Deutsche Meisterschaft in der ersten Oktoberwoche, für mich keine besonders glücklich verlaufene Regatta. Vor dem Medal-Race lag ich mit 3 Punkten Vorsprung in Führung, sodass ich im Finale nur Zweiter werden musste um zu gewinnen. Allerdings läuft es eben nicht immer nach Plan und gewisse Umstände machten mir einen Strich durch die Rechnung, sodass ich „nur“ Vizemeister wurde.
Alles in Allem kann ich mit der Saison 2014 und dem ersten Jahr im Finn jedoch sehr zufrieden sein. Einige bescheidene Ergebnisse haben mir gezeigt, woran ich künftig stärker arbeiten muss. Im Endeffekt habe ich allerdings alle wichtigen Ziele erfüllt und unglaublich viel Erfahrung gesammelt und gelernt. In der deutschen Rangliste werde ich auf Platz 1 geführt und in der ISAF Weltrangliste bin ich 28. Dafür bin ich im Jahr 2014 an die 13500 Kilometer im Auto gefahren um zu Regatten und Trainingslagern zu kommen und mehr als 500 Stunden gesegelt. Mein größter Dank geht an meinen Trainer und meine Trainingspartner, die all das mitgemacht haben und ohne die ich nicht solche Ergebnisse erzielt hätte. Ich hoffe das ich im nächsten Jahr an die Erfolge anknüpfen kann.

Ich möchte mich bei allen meinen Förderern und Sponsoren, dem Audi Sailing Team Germany, dem Deutschen Segler-Verband, dem Heinz Nixdorf Verein, der Deutschen Sporthilfe, dem Finn Team Germany, dem Verein Seglerhaus am Wannsee, und dem Segel-Club Fraternitas 1891 recht herzlich für die tatkräftige Unterstützung bedanken.

Phillip Kasüske

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